Die richtige Heimwerker-Werkstatt

Selbst wenn es nur darum geht, ein Bild aufzuhängen, ein Fahrrad zu reparieren oder eine Schraube einzudrehen: Ohne ein Minimum an Werkzeug kommt kein Haushalt aus

Selbst wenn es nur darum geht, ein Bild aufzuhängen, ein Fahrrad zu reparieren oder eine Schraube einzudrehen: Ohne ein Minimum an Werkzeug kommt kein Haushalt aus. Ihre Werkstatt muss natürlich nicht gleich den Fachbetrieb neidisch machen. Aber eine bestimmte Auswahl an Werkzeug ist praktisch unerlässlich.
Nach oben hin sind, abhängig vom handwerklichen Können und Interesse sowie den potenziellen Reparatur- und Renovierungsarbeiten, natürlich nahezu keine Werkzeug-Grenzen gesetzt. Doch wie in fast allen Dingen des Lebens gilt auch hier: Es kommt immer auf den Einzelfall an. Für jede kleine Reparatur das Werkzeug beim Nachbarn zu leihen ist ebenso wenig sinnvoll wie die Anschaffung eines Semiprofi-Equipments bei einer kleinen Mietwohnung.

1. KRITERIEN FÜR EINE ANGEMESSENE GRUNDAUSSTATTUNG

Machen Sie Ihre Entscheidung von einer realistischen Analyse Ihres tatsächlichen Bedarfs abhängig. Alles andere kostet schlimmstenfalls sehr viel Geld für Werkzeug, das nie benötigt wird. Andererseits kann Eigenleistung in vielen Bereichen den kostspieligen Fachhandwerker ersetzen.

WIE IST IHRE PERSÖNLICHE WOHNSITUATION?

Wer in einer Zweizimmerwohnung wohnt, benötigt garantiert weniger und seltener Handwerkzeug als der Besitzer einer Altbauimmobilie.
Eigentümer einer Immobilie werden generell immer mehr Projekte in Eigenleistung umsetzen als Mieter von Haus oder Wohnung.
Ist ein Garten vorhanden, wird dort ebenfalls immer wieder Werkzeuge, benötigt – vom Ausbessern eines Zaunes bis zum Aufbau der Kinderschaukel.

WELCHER HEIMWERKER-TYP SIND SIE?

Auch Menschen mit den zwei berühmt-berüchtigten „linken Händen“ sind nie so ungeschickt, dass sie einige grundlegende Reparaturen nicht selber verrichten könnten.

Je größer das eigene Können, aber auch das Interesse an handwerklichen Arbeiten, desto umfangreicher sollte auch die eigene Werkstatt ausgestattet sein. In erster Linie betrifft dies eine adäquate Auswahl an Elektrowerkzeugen.
Wer Heimwerken als Hobby betrachtet und die meisten Reparatur- und Renovierungsarbeiten tatsächlich kompetent selber ausführt, wird neben einer Komplettausstattung vor allem auf die Profitauglichkeit seines Werkzeugs Wert legen.

  • Doch ganz gleich, in welche Kategorie Sie sich einordnen: Achten Sie unbedingt auf gute (Marken-)Qualität, immer mit einem GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit). Billigware kann nicht nur viel schneller kaputt gehen, sie erhöht dadurch vor allem auch die Verletzungsgefahr.

2. BASIS-EMPFEHLUNG FÜR JEDEN HAUSHALT

Dieses „Minimum“ an Werkzeug gehört eigentlich in jeden Haushalt:

Ohne Zollstock (2 m), Wasserwaage und Zimmermann-Bleistift wird kein Bild und kein Regal gerade hängen.

Ein Hammer – idealerweise ein Schlosser- oder Tischlerhammer mit einer flachen und einer abgeschrägten Seite – ist ebenso unverzichtbar.

Fehlen Schraubendreher in verschiedenen Größen für Schlitz- und Kreuzschlitzschrauben sowie ein Schraubenschlüssel-Set (Sechskant, Ring- und/oder Gabelschlüssel), wird selbst das Zusammenbauen eines einfachen Möbelstücks oder die Reparatur eines Fahrrads zum Problem.

  • Achten Sie bei den Schraubenschlüsseln auf stabile Produkte aus Chrom-Vanadium in den gängigsten Größen 8, 10, 13, 15, 17 und 19.
  • Vermeiden Sie zudem den Kauf billiger Schraubendreher mit ergonomisch ungünstigen Griffen aus kantigem Hartplastik. Sie laufen sonst Gefahr, dass sich schon nach kürzester Zeit Blasen an den Händen bilden. Besser sind Griffe mit ausgeformter, runder Gummierung.

Fehlt (fast) nur noch ein kleines Sortiment an Zangen, vor allem Kombizange, Seitenschneider und Rohrzange – beispielsweise zum Ausziehen von Nägel, zum Durchtrennen von Draht und zum Nachziehen undichter Abflüsse.

Schlussendlich komplettieren eine Säge für Holz (Fuchsschwanz) undeine Metallsäge (für alle Metall- und Kunststoff-Sägearbeiten) Ihren Basiswerkzeugkasten.

TIPP 1: KOMPLETT-SETS/WERKZEUGKOFFER

Gerade für seltene und dann meist „klassische“ Heimwerkerarbeiten kann ein Komplett-Set eine sehr sinnvolle und günstige Alternative sein.

Sogenannte Werkzeugkoffer beinhalten je nach Größe eine gute Auswahl, wie zum Beispiel:

  • Flach- und Kneifzangen
  • Rohrzange
  • Schraubendreher (Schlitz- und Kreuzschlitz verschiedener Größen)
  • Spannungsprüfer
  • Schraubenschlüssel (verschiedene Sechskant-Steckschlüssel,
  • Gabelschlüssel, Maul-/Ringschlüssel)
  • Knarre (Ratsche) mit Stecknüsse-Set
  • Hammer

Achten Sie auf gute Markenqualität, Materialien aus CVR-Stahl sowie sehr gute (ergonomische, feste und angenehm gummierte) Griffe.

3. WERKZEUGKASTEN AUSBAUSTUFE I

Auf der Grundlage der Minimalausrüstung empfehlen sich auch bei relativ wenigen Heimwerkerarbeiten bestimmte Investitionen, die Sie einerseits flexibler machen und Ihnen andererseits die Arbeit erleichtern.
Vor allem sind hier Elektrowerkzeuge angesprochen, die auch bei kleineren Projekten große Hilfen sind.
Zwei Geräte stehen dabei vor allem im Vordergrund:

Eine Schlagbohrmaschine mit Bohrer-Set verschiedener Größen für Stein, Holz und Metall ist eigentlich unabkömmlich. Ob zur Befestigung von Regalen an den Wänden, Lampen an Decke und Wand, dem Vogelhäuschen an der Hauswand oder für unzählige andere Arbeiten: Ohne Bohrmaschine geht bei diesen Aufgaben gar nichts.

Auch ein Akkuschrauber erleichtert das Ein- und Ausdrehen von Schrauben jeder Art erheblich. Wie oft kommt es allein schon vor, dass neue Schränke und andere Möbelstücke in Einzelteilen geliefert bzw. gekauft werden und zu Hause zusammengebaut werden müssen? Mit einem Akkuschrauber gehen diese Arbeiten schnell und mühelos von der Hand.

  • Achten Sie bei beiden Geräten darauf, ein Markenprodukt zu erwerben. Wichtig ist auch die Leistung. Eine Bohrmaschine, die die Löcher in Mauerwerk oder in eine Metallschiene bohren muss, sollte mindestens 500 – 750 Watt Leistung haben.
  • Bei den Bits für den Akkuschrauber ist neben der Auswahl verschiedener Schlitz- und Kreuzschlitz-Bits wichtig, dass sie aus gehärtetem Stahl gefertigt sind. Sonst können sie schon beim ersten Einsatz rund laufen und werden damit funktionsuntüchtig.
  • Beim Akkuschrauber kommen nur Geräte mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akkus samt Ersatzakku und Ladegerät in Frage.

Wer hin und wieder Elektroarbeiten selber vornimmt – beispielsweise das Anbringen oder Austauschen von Lampen, Steckdosen etc. – kommt um einen Spannungsprüfer (für 220 Volt) nicht umhin. Der kleine Schraubendreher zeigt nicht nur durch Aufleuchten an, ob Stromkabel noch unter Spannung stehen. Er ist auch ideal, um die Kabelenden in Klemmen und Lampenanschlüssen zu fixieren. Achten Sie auf das VDS-Prüfzeichen!

4. WERKZEUGSTATT AUSBAUSTUFE II

Je umfangreicher die Heimwerker-Tätigkeiten, desto eher wird aus einem Werkzeugkasten eine kleine eigene Werkstatt. Hier kommt es jedoch mehr als zuvor darauf an, in welche Richtung diese Arbeiten vorwiegend gehen.

Hilfreich in allen Fällen ist eine stabile und robuste Werkbank (höhenverstellbar!), auf die ein Schraubstock zum Fixieren montiert ist. Er vereinfacht das Schneiden, Sägen oder Feilen diverser Werkstücke erheblich.

HOLZARBEITEN

Bretter kürzen, Arbeitsplatten aussägen etc. – von Hand oft ein mühsames und meist auch nur ungenaues Arbeiten.

Schneller, präziser und einfacher geht es natürlich mit einer Stichsäge. Wenn Sie sich gleich für eine ca. 500 Watt starke Variante entscheiden und zusätzlich zu den Holz-Sägeblättern auch welche für Metall einplanen, können Sie die Stichsäge zudem auch zum Kürzen von dünnen Blechen und ähnlichen Materialien einsetzen.

Sobald aus einem gelegentlichen Sägen ein regelmäßiges Hobby wird, beispielsweise in Form eigener Möbelherstellung, oder dicke Bretter und Pfosten gesägt werden müssen, ist eine Stichsäge schnell überfordert. Hier werden Sie nur mit einer Handkreissäge wirklich sauber und zügig arbeiten können.

Feinarbeiten am Holz lassen sich manuell mit Schmirgelpapier erledigen. Doch auch in diesem Punkt kommt es auf Intensität und Anspruch an. Ein Schwingschleifer glättet raue Flächen sehr viel schneller und effizienter. Auch zum Reinigen von patiniertem Holz oder dem Entfernen von Lack/Farbe ist ein solches Gerät ausgesprochen hilfreich.

METALLARBEITEN

Ähnlich wie bei Holzarbeiten lassen sich auch kleinere Metallarbeiten mit Feile oder Metallsäge per Hand erledigen. Wird es mehr, sollte das Kürzen ein Winkelschleifer übernehmen. Mit zusätzlichen Stein-Trennscheiben ist dieses Elektrowerkzeug auch beim Kürzen z.B. von Terrassenplatten und vielen weiteren Steinarbeiten sehr nützlich.

Für kleine Reparaturen gehört ein Lötkolben in jedem Fall dazu.

STEINARBEITEN

Speziell im Innenbereich werden sich Steinarbeiten vielfach auf das eigene Verlegen von Fliesen konzentrieren.

Neben einer Fliesenzange (Papageienzange) ist dann mindestens ein manueller Fliesenschneider, besser noch ein elektrischer Fliesenschneider mit Ablagetisch sinnvoll.
Winkelschleifer mit Stein-Trennscheiben werden dagegen überwiegend bei Steinarbeiten im Außenbereich eingesetzt, insbesondere bei Betonsteinplatten und -pflaster.

5. WERKZEUGSTATT AUSBAUSTUFE III

Der Heimwerker mit Profi-Know-how und entsprechenden Ambitionen wird seinen Werkzeug-„Park“ natürlich noch weiter ausbauen.

Dessen Ausstattung reicht dann von einer leistungsstarken Tisch-Kreis-säge für alle Holzarbeiten bis zur Steintrennmaschine mit Diamanttrennscheiben und integrierter Wasserpumpe.
Statt einer Schlagbohrmaschine kommt ein Power-Bohrhammer zum Einsatz, beispielsweise wenn Betondecken durchbohrt oder Kabelschlitze gestemmt werden müssen.

Ein eigenes Schweißgerät – meist zum Autogenschweißen mit Gas, zum Lichtbogenschweißen mit Strom oder ein strombetriebenes Inverter-Schweißgerät – ist für viele Heimwerker-Profis ein Muss. Wasserleitungen und Rohre neu verlegen oder Metallstäbe verbinden ist mit diesem Equipment kein Problem.

Auf Außenarbeiten ohne Stromquelle bzw. Renovierungsarbeiten in der neuen (Altbau-)Immobilie bei abgeklemmter Hauptsicherung ist der top ausgestattete Heimwerker ebenfalls eingerichtet: Ein benzinbetriebener Generator produziert den nötigen Strom, um auch unter widrigen Umständen alle Arbeiten fachmännisch ausführen zu können.

TIPP 2: DIESE WERKZEUGE UND VERBRAUCHSMATERIALIEN KÖNNEN ZUSÄTZLICH NIE SCHADEN

  • Ein Feilen-Set mit Holz- und Metallfeilen zum Entfernen von Sägegrat bei Metall und Kunststoff bzw. rauen Holz-Schnitt-flächen sowie zum Abschrägen von Rändern und Kanten.
  • Ein Knarrenkasten als Alternative zum Schraubenschlüssel-Sortiment.
  • Ein Vorrat an Holz- und Metallschrauben, Nägel für Holz und Stein.
  • Dübel in unterschiedlichen Größen (5-12) und für verschiedene Einsatzbereiche wie Stein/Mauerwerk, Porenbeton, Rigips/Span, Holz etc.
  • Und insbesondere bei allen maschinellen Arbeiten wie Sägen, Bohren, Arbeiten mit dem Winkelschleifer, Steinschneider etc.: die passende Schutzkleidung.
  • Dazu gehören grundsätzlich Arbeitshandschuhe, Schutzbrille (Splitter, Staub) und Atemschutzmaske (Staub etc.). Ergänzen können Sie diese um spezielle Schutzschuhe bzw. -stiefel und einen Schutzhelm.

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