Fliesen verlegen

Als Bodenbelag oder Wandverkleidung, im Wohnbereich, in Küche, Bad oder Keller, auf Treppe, Balkon, Terrasse oder Arbeitsplatte:

Als Bodenbelag oder Wandverkleidung, im Wohnbereich, in Küche, Bad oder Keller, auf Treppe, Balkon, Terrasse oder Arbeitsplatte: Fliesen sind extrem vielseitig verwendbar, besonders dekorativ, strapazierfähig, pflegeleicht, hygienisch und auch für Ungeübte recht einfach selbst verlegt.

Die Wahl Ihrer Wunschfliese ist jedoch nicht allein eine Frage des persönlichen Geschmacks. Da sich nicht jede Fliese und nicht jeder Kleber für jeden beliebigen Einsatzbereich eignen, sollten Sie einer gründlichen Vorplanung Ihre größte Aufmerksamkeit widmen.

1. FLIESENARTEN

Fliesenarten werden zunächst einmal generell anhand des Grundmaterials und des Herstellungsverfahrens (Brenntemperatur, Glasur etc.) unterteilt. Auf dieser Basis bestimmen Kriterien wie Belastbarkeit und Abriebverhalten, Pflegeaufwand, Trittsicherheit und Rutschfestigkeit, wasserabweisende Eigenschaften, Verträglichkeit von Laugen und Säuren, Frostsicherheit und andere die empfohlenen oder festgelegten Anwendungsbereiche.

Steingutfliese: Aufgrund der Zusammensetzung aus Quarz, Lehm und Ton ist sie eher porös, weich und nimmt leicht Wasser auf. Damit ausschließlich für innen, vor allem als Wandfliese im trockenen Wohnraumbereich geeignet.

Steinzeugfliese:
Eine bei extrem hohen Temperaturen gebrannte Keramik, die dadurch besonders fest und belastbar, frostsicher und abriebfest wird. Innen und außen verlegbar. Als unglasierte Version besonders belastbar und ideal für Böden; mit Glasur gegebenenfalls rutschig, da komplett wasserabweisend und daher bestens für Wände in Bad und Küche geeignet.

Feinsteinzeugfliese:
Noch dichter und feiner als Steinzeugfliesen, daher extrem belastbar, frostsicher und vielseitig verwendbar. Ebenfalls glasiert und unglasiert verfügbar.

Naturstein:
Hochwertige und natürliche Fliesenwahl in vielen Form- und Farbvarianten für eine rustikale bis elegant-luxuriöse Atmosphäre. Besonders robust und überall geeignet sind Granit und Basalt. Marmor, Schiefer und andere sind dagegen säure- und laugenempfindlich.

Cotto:
Die rötliche, unglasierte Fliese aus Ton ist atmungsaktiv und versprüht ein frisches, mediterranes Flair. Unbehandelte Fliesen müssen vor der Verlegung imprägniert werden.

Grobkeramik:
Ebenfalls unbehandelte, natürlich wirkende Fliesenart mit rauer Oberfläche. Spaltplatten aus Naturstein gehören ebenso dazu wie Ziegelfliesen. Empfindlich bei Flüssigkeiten, Laugen und Säuren und daher nicht optimal für Küche und Bad.

Glasfliese:
Farbenreich, transparent, von hoher mechanischer und chemischer Widerstandsfähigkeit, aber recht teuer – ideal als Dekor für fantastische optische Akzente.

Mosaik:
Als gebrannte und robuste Alternative bei fachkundiger Verlegung sowohl zur Dekoration als auch für ganze Bodenflächen geeignet. Die Verlegung ist allerdings arbeitsaufwendig.

2. BELASTUNGSGRUPPEN

Die sicherste Orientierungshilfe für die Belastbarkeit Ihrer Wunschfliese finden Sie in Form genormter Eingruppierungshinweise auf der Fliesenverpackung. So werden Fliesen beispielsweise in fünf sogenannte Abriebgruppen unterteilt. Diese definieren die Belastbarkeit, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen – wichtig vor allem bei einer Bodenverlegung.

ABRIEBGRUPPEN

  • Gruppe 1: Nur sehr gering beanspruchbar, daher eher für Wände und wenig genutzte Räume empfohlen
  • Gruppe 2: Leicht beanspruchbar, z.B. als Wand- und Bodenfliese in Bad, Schlafzimmer etc.
  • Gruppe 3: Mittlere Beanspruchung, empfohlen für alle Wohnräume mit durchschnittlicher Nutzung
  • Gruppe 4: Starke, tägliche und intensive Beanspruchung wie in Dielen, Küchen und auf Terrassen u.a.
  • Gruppe 5: Sehr starke Beanspruchung – diese Kategorie ist für den gewerblichen Bereich geeignet(Verkaufsraum, Supermarkt, Gaststätte, Schule, Hotel etc.)

Ähnliche Einstufungen kennzeichnen auch die Kratzfestigkeit einer Fliesenart. Achten Sie zudem auf das europäische Normzeichen EN. Es bestimmt einheitliche Mindestanforderungen hinsichtlich Abriebfestigkeit, Wasseraufnahme, Druckfestigkeit, Größe und andere wichtige Faktoren. So gehen Sie in jedem Fall auf Nummer sicher.

3. MIT FLIESEN GESTALTEN

Fliesen sind nicht nur hygienisch und praktisch, sondern vor allem auch dekorativer Mittelpunkt der Raumgestaltung und Ausdruck Ihres persönlichen Wohnstils. Mit Fliesen können Sie die gestalterische Fantasie eines Innenarchitekten ausleben.

  • Fliesen können einen warmen und behaglichen Wohnkomfort ausstrahlen, mediterranes Flair verbreiten, Luxus und Eleganz ausdrücken oder rustikale Natürlichkeit signalisieren. Sie lassen Räume freundlich hell erstrahlen oder funktionell und kühl wirken.
  • Mit großen, halbhoch verlegten Wandfliesen erscheinen kleine Räume größer, während kleine Fliesen große Räume auf ein angenehm empfundenes Maß reduzieren
  • Die Anordnung der Randfliesen an einer Wand – zugeschnitten oder ganzflächig – wirkt sich erheblich auf die Raumsymmetrie und das Raumempfinden aus.
  • Gleiches gilt für das Verlegemuster (Streifendesign, Schachbrettmuster, Diagonalmuster etc.), für Form, Farbe und Platzierung von Dekorfliesen und Bordüren sowie natürlich auch für Farbtöne und Farbmuster.

Anhand dieser wenigen Beispiele wird deutlich, wie wichtig neben der Wahl der passenden Fliesenart eine präzise Vorplanung auch im Hinblick auf den Effekt ist, den Sie erzielen möchten. Wenn Sie sich über die Wirkung unsicher sind: Es dürfte kein Problem sein, sich in Ihrem Praktiker Baumarkt vorab einige Musterfliesen als Entscheidungshilfe auszuleihen.

4. GRUNDIERUNG, FLIESENKLEBER UND MÖRTEL

Die richtige Wahl von Kleber und Fugenmörtel, aber auch die angemessene Vorbehandlung des Untergrunds hängt von verschiedensten Faktoren ab.

  • Besteht der Untergrund aus Beton, Betonestrich, Kalksandstein, Gasbeton, Gipskarton, Spanplatte, Holz, alte Fliesen, anderes?
  • Welche Belastungen müssen die Fliesen aushalten?
    Ist eine Fußbodenheizung verlegt?
  • Wie groß ist die zu verlegende Fläche?
  • Muss die Fliesenfläche Frost aushalten?
  • Soll ein Feuchtraum wie Bad oder Dusche gefliest werden?

KLEBER

Zementkleber/Dünnbettmörtel:
In Pulverform, wird mit Wasser zu einer homogenen Masse gemischt Ohne Kunststoffzusätze geeignet für starre, mittelgroße Flächen

Flexkleber:
Zementkleber mit speziellen Kunststoffzusätzen, um Temperaturschwankungen, Bodenschwingungen etc. zu kompensieren; der Universalkleber für innen und außen, auch für Fußbodenheizung und andere Spezialfälle

Fließbettkleber:
Auf Zementbasis; wird als zähflüssige Masse angemischt und über große, ebene Flächen ausgegossen (Bodenfliesen ohne Fußbodenheizung)

Dispersionskleber:
Sofort gebrauchsfertig angemischt, speziell für alle Wandfliesen geeignet; haftet exzellent und gleicht hohe Belastungen und Erschütterungen perfekt aus; im Außeneinsatz nicht geeignet

Reaktionsharz:

Zwei-Komponenten-Kleber (Harz plus Härterzusätze) – die kostspielige Wahl für Böden mit chemischer Belastung (vorwiegend gewerbliche Räume, Industrie etc.) Bei glatten Untergründen wird in der Regel der Kleber im sogenannten Dünnbettverfahren aufgebracht: Kleber mit einer Kelle auftragen und mit dem Zahnspachtel ganz einfach 1-5 mm dünn verteilen. Natursteinfliesen von unterschiedlicher Stärke benötigen die Verlegung im Dickbett-Verfahren (dickeres Kleberbett), um Unregelmäßigkeiten besser zu einer ebenen Oberfläche auszugleichen. Der Fugenmörtel wird ebenfalls mit Wasser zu einer mittelzähen Masse gequirlt. Bei Wandfliesen sollte er etwas zähflüssiger sein als für Bodenfliesen. Für den Außenbereich sind frostsichere Mörtel erforderlich.

Im Bad- und Duschbereich wird mit einer speziellen, hochgradig wasserabweisenden Grundierung gearbeitet. Zur Abdichtung der Randfugen kommt Silikon zum Einsatz.

5. FLIESEN SCHNEIDEN UND AUSBESSERN

Fliesen zu schneiden ist immer ein diffiziles Thema, das selten ohne Verluste abgeht. Doch bei Ecken, Rändern, Kanten, Armaturen, Steckdosen und Sanitärrohren werden Sie kaum daran vorbeikommen.

SCHNEIDEN

Ideal sind Fliesenschneidemaschinen, die einen sauberen, geraden Schnitt ermöglichen. Hierzu wird die Fliese entlang der Schnittkante eingeritzt und über eine stabile Kante gebrochen.

Alternativ können Sie Ihre Fliese auch mit einem Glasschneider anritzen und mit Fingerspitzengefühl über eine untergelegte Kante brechen. Dickere Fliesen werden auf der Oberseite angeritzt, dann mit einem Fliesenhammer auf der Unterseite leicht geklopft und entlang der Ritzkante gebrochen. Rechnen Sie beim Fliesenkauf vorsichtshalber immer mindestens 5 –10 % Verschnitt und Reserve gleich ein. Und wenn Sie das eine oder andere Mal Absplitterungen, Risse oder ein Brechen der Fliese nicht verhindern können, seien Sie versichert: Das passiert auch geübten Profis immer wieder.

RUNDUNGEN

Kleine Rundungen und Ausbuchtungen am Fliesenrand, zum Beispiel für Rohre und unter Türrahmen, können Sie mit einer Fliesen-Lochzange (Papageienzange; extra breit) Stückchen für Stückchen abbrechen. Größere Ausbuchtungen lassen sich mit einer Stichsäge oder Bügelsäge mit Steinsägeblatt sauber herstellen.

Muss eine Fliese um ein Rohr herum verlegt werden, bleibt Ihnen nur, die Fliese komplett durchzuschneiden, die Rohrausbuchtungen an beiden Fliesenhälften mit der Papageienzange auszubrechen und die Fliesenhälften dann um das Rohr herum neu anzulegen.

BOHREN

Und wie bekommt man ein Loch in die Fliese? Ganz einfach: Mithilfe eines runden Stein-Bohrkopfes oder eines speziellen Fliesen-Kreisschneiders. Doch Vorsicht: Diese Arbeit geht auch bei Profi s nicht immer ohne Verschnitt ab. Üben Sie vorher an einem Reststück und bohren Sie mit einem kleineren Bohrkopf vor.

AUSBESSERN

Einzelne defekte Fliesen werden zunächst vorsichtig mit Hammer und Meißel herausgestemmt. Benachbarte Fliesen schützen Sie, indem Sie zuvor die Fugen rundherum mit einem Winkelschleifer (Flex) aufschneiden. Gegebenenfalls können Sie die Fliese auch über Kreuz einschneiden, bevor Sie mit Hammer und Meißel zu Werke gehen. Anschließend wird der alte Kleber mit Hammer und Meißel oder Elektrohammer sauber entfernt, neuer Kleber aufgetragen und die Fliese unter Mithilfe von Fliesenkreuzen passgenau eingesetzt. Abschließend entfernen Sie übergelaufenen Fliesenkleber aus den Fugen, streichen neuen Fugenmörtel mit einem Gummirakel ein und wischen Fliese und Fugen mit einem Schwamm sauber.

6. GRUNDAUSSTATTUNG

Zur unbedingten Grundausstattung neben Fliesen, Kleber und Fugenmörtel gehören zu jeder Art von
Fliesenarbeiten:

Für den Untergrund: Tiefengrund, Farbrolle/Malerquast
Für den Kleber: Rührquirl, Eimer, Wasser, Kelle, Zahnspachtel
Für das Verfliesen: Fugenkreuze, Gummihammer, Wasserwaage, Zollstock, Richtschnur, Senklot, Winkel, Bleistift, Klebeband

Für das Zuschneiden: Fliesenschneidemaschine, Fliesenzange, Papageienzange, Bohrmaschine mit Rundbohrer/Fliesenlochsäge, Glasschneider, Bogensäge mit Spezialsägeblatt
Für das Verfugen: Eimer, Gummirakel, Schwamm, Tücher, Wasser, ggf. Silikonkartuschen und Kartuschenpresse
Für das Ausbessern: Hammer, Meißel, Winkelschleifer

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